Fortbildung des Gesamtausschusses im April 2001 in Springe

Ein Seminar der MAV Wolfsburg mit Dr. Axel Esser, Dipl.-Psychologe, war Grundlage der Fortbildung in Verhandlungsführung des Gesamtausschusses im April 2001 in Springe. Kernpunkt war dabei die Rollenverteilung an verschiedene Mitglieder des Gremiums, damit Verhandlungen effektiver geführt werden und sich auch das Gremium geschlossener präsentieren kann.

In der praktischen Ausübung in Springe zeigte sich tatsächlich, dass mit dieser Methode alle (und nicht nur einzelne) Mitglieder mit Kompetenz und Sachverstand wesentlichen Einfluss auf Verhandlungen ausüben können.

Vorbereitung der Verhandlung

Zunächst ist es wichtig, den Handlungsbedarf bzw. die Ziele sehr sorgfältig und realistisch zu bestimmen. Vielleicht ist es noch nötig, weitere Informationen heranzuholen, auf jeden Fall sollten alle auf dem gleichen Informationsstand sein. Es werden Argumente gesammelt, die unser Anliegen verdeutlichen sollen. Mögliche Gegenargumente und Schwachstellen werden schon im Vorfeld der Verhandlung bearbeitet.

Wir können Einfluss nehmen auf die Arbeitsumgebung , das Wo, Wann und Wie der Verhandlung. In einer optimalen Sitzordnung sitzt die/der Vorsitzende/r im eigenen Zentrum. Medien, wie Flipchart, Tafel etc. als auch ein angemessener Zeitrahmen lassen konstruktives Arbeiten zu.

Rollenverteilung

Verhandlungen erweisen sich in der Praxis der Mitarbeitervertretung oft recht schwierig. Es wird meist die/der Vorsitzende angesprochen, mitunter angegriffen, mit "Killerphrasen" in Bedrängnis gebracht. Um solcher Art von Verhandlungen und Gesprächen besser umgehen zu können, entwickelte Axel Esser ein Modell der Rollenverteilung, in der die Mitglieder des Gremiums nach ihren eigenen Möglichkeiten handeln können.

"Vorsitzende/r"

Die/der Vorsitzende muss nicht tatsächlich MAV-Vorsitzende/r sein, sondern leitet die Verhandlung und behält als Ansprechpartner und Orientierungspunkt für alle den Überblick.

Sie/Er entscheidet und steuert den Verlauf, lässt das Potential der Beteiligten zum Zuge kommen und beendet die Sitzung organisatorisch und inhaltlich mit dem Ausblick auf das weitere Vorgehen.

"Libero"

Die Aufgabe des Liberos ist es, dann einzuspringen wenn es hakt. Das bedeutet, für einen fairen Verhandlungsstil zu sorgen, die/den Vorsitzende/n zu unterstützen und Sonderaufgaben wahrzunehmen, z. B. auf Widersprüchlichkeiten zu achten und zu kommentieren oder negative Konsequenzen einzubringen.

"Experte"

Der Experte ist auf bestimmte Fakten/Probleme in der Verhandlung gut vorbereitet. Er beschreibt den Sachverhalt, hat Argumente vorbereitet und stellt sich auf Gegenargumente ein. Er kann die Diskussion zum Sachverhalt führen, benennt Übereinstimmungen und unterschiedliche Interessen.

"Detektiv"

In dieser Rolle wird versucht, die Gegenseite kennen zulernen: Welche Interessen und Ziele gibt es, welchen Zwängen unterliegt sie. Der Detektiv stellt viele Fragen, auf deren präzise Antwort er achtet und spürt Widersprüchen und Ungereimtheiten nach. Er sollte gegen Killerphrasen und Verschleierung gewappnet sein.

"Aktives Protokoll"

Das aktive Protokoll ist das gute Gedächtnis des Gremiums. Hier wird aktiv in einen unübersichtlichen Diskussionsprozess eingegriffen, auf Einhaltung von Zusagen und auf Verbindlichkeit von Aussagen geachtet.

Ergebnis

Nach einer Verhandlung werden alle Fakten ausgewertet und die unterschiedlichen Positionen beleuchtet. Die Mitglieder des Gremiums können ihre Erfahrungen für nächste Verhandlungen verwerten.

Für interessierte Mitabeitervertretungen bietet der Gesamtausschuss ein Fortbildungsangebot an.

Auskünfte erteilt: MAV Wolfsburg, Renate Männche-Thieme,

Tel 05361/188934.