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Gesamtausschuss der Mitarbeitervertretungen

der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers


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Kindertagesstätten-Umfrage des Gesamtausschusses

Vorbemerkung:

Der Gesamtausschuss berät die Mitarbeitervertretungen der Kirchenkreise in der Hannoverschen Landeskirche. Im Bereich der Hannoverschen Landeskirche gibt es 583 Kindertagesstätten (Stand Januar 2004). Es bestehen dort ca. 44.900 Kita-Plätze.

Ziel der Umfrage bei den 61 Kirchenkreis-Mitarbeitervertretungen war es, aktuelle Entwicklungstendenzen festzustellen. Insbesondere sollte erfasst werden, inwieweit aufgrund zurückgehender Kinderzahlen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindertagesstätten von betriebsbedingten Kündigungen bedroht sind.

 

Ergebnisse:

Im Einzelnen zeichnet sich folgendes Bild ab: aus 61 Kirchenkreisen, die mindestens über eine Kita verfügen, haben sich an der Erhebung 52 Mitarbeitervertretungen beteiligt. Dies entspricht einer Quote von 85,25 %. Insofern kann angenommen werden, dass die Ergebnisse der Befragung durchaus repräsentativ für die gesamte Landeskirche, vermutlich sogar für ganz Niedersachsen sein können.

Die Mitarbeitervertretungen, die sich an der Umfrage beteiligten, sind zuständig für 559 Kitas innerhalb unserer Landeskirche. Das entspricht einer Quote von 95,88 % aller Kitas der Landeskirche.

Die erfassten Mitarbeitervertretungen sind zuständig für 4.657 pädagogische MitarbeiterInnen. Davon sind im Erstkraftbereich 2.185 MitarbeiterInnen und im "Zweitkraftbereich" 2.472 MitarbeiterInnen tätig.

Nach dem Niedersächsischen Kindertagesstättengesetz können pro Gruppe zwei Erzieherinnen beschäftigt werden; es können aber auch nur eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin bzw. Sozialassistentin pro Gruppe tätig werden.

Es wurde deshalb untersucht, inwieweit im Zweitkraftbereich problemlos Erzieherinnen eingestellt werden können. In 34 % der erfassten Kirchenkreise ist es schwierig, teilweise sogar unmöglich, im Zweitkraftbereich Erzieherinnen einzustellen. Dies liegt daran, dass die beteiligten Kommunen aus Kostengründen nur noch der Refinanzierung von KinderpflegerInnen und SozialassistentInnen zustimmen, die wegen der geringeren Qualifikation kostengünstiger sind.

Die Frage nach der Verfügungszeit pro Gruppe ergab, dass hier mindestens der gesetzliche Standard von 7,5 Std./Woche pro Gruppe erreicht wird.

Auf die Frage, ob im Bereich der jeweiligen Mitarbeitervertretung mit betriebsbedingten Kündigungen und Gruppenschließungen aufgrund zurückgehender Kinderzahlen zu rechnen ist, beantworteten etwa 46 % mit einem "ja". Das heißt, wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts verändert, ist in einer erheblichen Zahl von Einrichtungen in Zukunft mit einem zurückgehenden Personalbedarf zu rechnen.

Es wurde sodann untersucht, ob die Mitarbeitervertretungen innerhalb des Kirchenkreises Umbesetzungen von pädagogischen Kräften im Falle drohender betriebsbedingter Kündigungen gewährleisten können. Es muss hier ausgeführt werden, dass die Anstellungsträgerschaft des pädagogischen Personals in der Regel auf Kirchengemeindeebene erfolgt, was dazu führt, dass Umbesetzungen des pädagogischen Personals nur bei sehr viel gutem Willen der selbständigen Träger erfolgen kann. Etwa 36 % aller Mitarbeitervertretungen, die geantwortet haben, sehen Möglichkeiten im Fall zurückgehender Kinderzahlen, das pädagogische Personal auch zwischen den Kirchengemeinden zu versetzen. Allerdings handelt es sich hierbei oft nur um informelle, wenig standardisierte Regelungen.

In nahezu allen Kirchenkreisen werden in einzelnen Kindertagesstätten in einigen Gruppen Ganztags-Kitaplätze vorgehalten. Die meisten Einrichtungen werden jedoch in Teilzeitform betrieben.

In 69 % der Kirchenkreise ist zukünftig mit steigenden Elternbeiträgen zu rechnen.

Untersucht wurde auch die Schließzeit der Kindergärten für Betriebsurlaube während der Sommerferien. In 83 % aller Einrichtungen wird eine drei bis vierwöchige Sommerpause praktiziert.

 

Auswertung:

Im Ergebnis ist festzustellen, dass aufgrund der stetig sinkenden Kinderzahlen mit einem deutlichen Rückgang des Personalbedarfs zu rechnen ist. In den Mitarbeitervertretungen wird deshalb mit betriebsbedingten Kündigungen gerechnet.

Obwohl die Kinderzahlen rückläufig sind, steigen auf breiter Front die Elternbeiträge.

Während der Sommerferien findet nur eine eingeschränkte Betreuung der nicht schulpflichtigen Kinder statt.

Es ist festzustellen, dass zwischen den großen Ankündigungen aller politischen Parteien, dass sich die Lage der Familien verbessern müsse und der tatsächlichen Entwicklung, sich eine tiefe Kluft auftut. Die Lage der Familien wird zurzeit nicht verbessert, so dass auch nicht mit mehr Geburten in der Zukunft zu rechnen ist.

In ihren Programmen fordern alle etablierten Parteien die Verbesserung der Kita-Versorgung durch den Ausbau der Angebote und eine qualitative Verbesserung der Arbeit. Tatsächlich werden aber Öffnungszeiten eingeschränkt, während der Ferien gar nicht angeboten und die qualitative Ausstattung wird durch den Einsatz billigerer Kräfte zurückentwickelt. Es ist gerade zu abenteuerlich, dass das Bundesfamilienministerium die Einführung der Fachhochschulausbildung für die pädagogischen Kräfte in den Kindertagesstätten fordert (was natürlich wichtig ist), gleichzeitig aber von den Kommunen eine Verschlechterung der personellen Ausstattung der Kindertagesstätten (aus Kostengründen) vollzogen wird.

Leider nicht erfasst wurde bei der Erhebung die Ausstattung der Ev.-luth. Kindertagesstätten mit Krippenplätzen, obwohl hier ein nicht unerhebliches Potential zur Beschäftigungssicherung liegt.

Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Kindertagesstätten, die über eine gleichzeitige Kinderkrippe verfügen, deutlich unter 10 % liegt. Auch an dieser Stelle wird zukünftig noch intensiver über Verbesserungsmöglichkeiten nachgedacht werden müssen, um unsere Gesellschaft endlich kinderfreundlicher zu gestalten.

Ich empfehle allen Mitarbeitervertretungen die Lektüre der Broschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: "Perspektiven zur Weiterentwicklung des Systems der Tageseinrichtungen für Kinder in Deutschland."

 

Hilmar Ernst , Göttingen
Diplom-Sozialwirt

Göttingen, September 2004

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